Sonntag, 28. August 2011

Gute Frage Herr Obst

Was ist Mediation?

Man sollte meinen, diese Frage sei längt geklärt. Immerhin gibt es schon eine Vorlage zu einem Mediationsgesetz. Offenbar trägt dieses Gesetz aber nicht zur Klärung bei. Schießt es über das Ziel hinaus?

Der Gesetzgeber arbeitet zusammen mit Experten an einem neuen Mediationsgesetz. Dort wird die Mediation wie folgt definiert: �Mediation ist ein vertrauliches und strukturiertes Verfahren, bei dem Parteien mit Hilfe eines oder mehrerer Mediatoren freiwillig und eigenverantwortlich eine einvernehmliche Beilegung ihres Konflikts anstreben�. Wissen Sie jetzt, nach dieser Definition, was Mediation ist?

Franz Obst ist der RTL Fernsehschlichter. Er nennt sich Schlichter, obwohl er sich als Mediator fühlt. Er hat eine Mediatorenausbildung und ist selbst der Meinung, dass das was er im Fernsehen macht, doch nichts anderes sei als Mediation. Trotzdem bezeichnet er sich als Schlichter. Das ist die sichere Seite, da kann man nichts falsch machen. Franz Obst hört oft die Kritik, was er macht, sei keine Mediation. Wenn Sie aber seine Arbeit unter den gesetzlichen Tatbestand der Mediationsgesetzvorlage subsummieren, dürfte doch kein Zweifel mehr daran bestehen, dass es eine Mediation ist. Es sei denn, die Tatsache, dass die Mediation im Fernsehen gezeigt wird, bildet das KO Kriterium. Der Fall wird öffentlich gezeigt. Er ist also nicht vertraulich. Spielt es eine Rolle, wenn die Parteien auf Vertraulichkeit verzichtet haben? Ist eine gewollt öffentliche Mediation keine Mediation?

Letzten Endes sollte es darauf nicht ankommen, was Herr Obst macht, sondern darauf, dass er den Menschen hilft, sich einig zu werden. Aber das scheint nicht attraktiv zu sein. Die Einschaltquoten belegen den Verdacht. Streit ist in unserer Gesellschaft doch viel spannender. Deshalb streiten auch die Experten um das Mediationsgesetz, wie die Pressemitteilung des Bundesjustizministeriums am 25.5.2011 in ihrer Schlagzeile verkündet hat. Ist es erheblich, wie eine Einigung herbeigeführt wird? Ist nicht die Einigung an sich wertzuschätzen, die Beobachtung, dass selbst in hoch streitigen Fällen eine Einigung möglich ist? Darf es den Frieden nur geben, wenn er �katholisch� ist? Und wer bestimmt was katholisch ist? Die Antwort liegt auf der Hand: Natürlich die �Katholiken�.

Angeblich soll die Mediation die Streitkultur verbessern. Das Gesetz soll dazu beitragen, dass dies gelingt. Es gibt aber viele Wege, Frieden zu finden. Die Mediation ist ein geniales Konzept. Sie beschreibt den Erkenntnisprozess, der zu durchlaufen ist, wenn streitige Parteien zueinander finden wollen. Es ist sicherlich zu begrüßen, wenn die Mediation penetriert wird. Nicht zu begrüßen ist es, wenn das Ziel dabei aus den Auge verloren geht. Wenn die Mediation zum Selbstzweck wird. Wenn sie zu einem Produkt degradiert wird, das nur We-nigen zur Verfügung steht. So lässt sich keine Kultur verändern. So wird die Genialität der Mediation eher verkürzt, als dass sie bereitgestellt wird. Die Mediation kann mehr als das. Man muss sie erleben und sich darauf einlassen, um das zu verstehen.

Franz Obst wird auf dem Kongress der integrierten Mediation in Berlin am 1. und 2. Oktober seine Arbeit vorstellen (siehe http://www.in-mediation.eu/vision). Dort haben Interessierte und die Fachwelt die Gelegenheit, zu erfahren, warum das, was Franz Obst macht, durchaus eine Mediation ist, auch wenn sie für das Fernsehen aufgezeichnet wird. Dort haben Sie auch die Gelegenheit zu erfahren, warum das Gesetz über die Mediation nicht dazu beitragen kann, die Streitkultur zu verbessern. Sie erfahren aber auch, was nötig ist, um die-ses Ziel zu erreichen.

Link zur Pressemitteilung:
http://www.newsmax.de/gute-frage-herr-obst-pressemitteilung62209.html