Dienstag, 8. November 2011

Freitag-Nachmittag-Horror

Freitag Nachmittag, der Tag war lang. Man hat die Wahl jetzt noch die Einkäufe zu erledigen und am Samstag auszuschlafen - oder eben Samstag morgens raus. Ersteres wird gewählt. Jetzt wäre es schön, einen kleinen Tante Emma-Laden gleich um die Ecke zu haben, wie es im isixx-Land durchaus noch üblich ist . Was braucht man? Die Einkaufsliste wird schnell erstellt. Ab ins Auto und zum Supermarkt. Was um Himmels willen ist denn da los? Parkplatz nur mehr in der hintersten Ecke. Kein Problem, der Einkaufswagen wird zum Schluß dann gleich abgeben. Also los geht's.
Erst einmal das Leergut zurückgeben. Die Schlange ist lang. Okay, man ist ja zu zweit. Der eine stellt sich an, der andere beginnt mit dem Einkauf. Die zweite Aufgabe trifft mich, mein Mann integriert sich in die Menschenmenge.
Ich nehme mir einen Wagen und das Abenteur Einkauf beginnt. Was steht auf der Liste? Semmeln zum Aufbacken. Tja, gibt es nicht mehr - und jetzt? Hallo, es ist gerade erst mal 15 Uhr! Der Laden hat bis 20 Uhr geöffnet, bekommt man dann gar nichts mehr? Naja, irgend eine Alternative gibt es, also nehme ich Toastbrot (meine Jungs werden wieder maulen, aber was soll's).
Weiter geht's. Rums! Irgend etwas ist hinten in meinen Beinen gelandet, tat weh. Ich dreh mich um und vor mir steht ein Knirps, von, na ja, sagen wir mal drei Jahren, mit seinem Einkaufswagen. Er war mal etwas zu schnell unterwegs und hat übersehen, daß ich nach dem Angebot geschaut hab. Wo sind Mama oder Papa? Keiner vermisst den Kleinen. Und schon ist er wieder abgerauscht.
Wo ist eigentlich mein Mann geblieben? Hat sich der verirrt, so lange kann doch die Leergutrückgabe nicht dauern? "Na endlich, wo warst Du? " Als Antwort kommt nur ein genervtes Knurren. Gut, einfach nicht weiter nachfragen, wir wollen ja ein ruhiges entspanntes Wochenende.
Was steht noch auf der Liste: Shampoo. Rechts abbiegen in die Kosmetikabteilung. Die Einfahrt zum Gang ist zugeparkt von zwei Damen, die sich über Gott und die Welt unterhalten, natürlich an der engsten Stelle. "Verzeihung, könnte ich bitte mal durch?" Keine Reaktion. "Entschuldigung, würden Sie mich bitte vorbeilassen?" Hallo, meine Damen, sitzen Sie auf Ihren Ohren? Keine der beiden nimmt ihren Wagen zur Seite. Sie ignorieren mich einfach. Ich bin zwar mit meinen 160cm nicht gar so groß, aber übersehen kann man mich eigentlich nicht. Meinem Mann ist der Geduldsfaden gerissen, er schiebt einfach einen Wagen zur Seite und geht durch, ich schnell hinterher. Der Blick von den beiden Ratschtanten war göttlich.
Also weiter mit unserem Einkaufswahnsinn. Für einen gemütlichen Fernsehabend wären noch Chips gut. Also los. Diesmal nach links. Nur - soweit kommen wir gar nicht. Paletten mit einem Sonderposten Glühwein (den braucht man ja schon, denn der Sommer ist vorbei und Lebkuchen sind ja auch schon seit Monaten im Angebot) teilen den Hauptweg. Auf der Seite, die wir durchfahren wollen, parkt ein Einkaufswagen in dem ein wütend vor sich hinschreiender Kobold sitzt, was sonst könnte das sein, ein Lebewesen mit knallrotem Kopf. Keiner beachtet die kleine Sirene. Wieso muß man bitte um diese Zeit mit kleinen Kindern zum Einkaufen fahren? Das ist nicht nur Streß für alle Anwesenden sondern vor allem für den kleinen Zwerg.
Okay, Umweg um den Glühwein herum. Jetzt nach links abbiegen. Geht nicht. Wieder Stau (es ist für mich genauso wie jeden Morgen auf der Fahrt ins Büro, nix geht mehr). Jetzt ist der Auslöser eine Oma mit ihrem Rollator, die in der Mitte des Ganges steht und ihren armen (noch halbwegs rüstigen) Ehemann von einer Seite zur anderen Seite des Ganges scheucht. "Na die ned. Ja die scho." Also, Oma und Opa, wenn ihr vormittags einkaufen gehen würdet, hättet ihr viel mehr Ruhe und wir weniger Stau.
Endlich nach fast einer halben Stunde (nur nicht annehmen, daß wir uns in einem großen Einkaufszentrum befinden, nein, nein, wir sind in einem ganz normalen Supermarkt) haben wir die Kühlregale erreicht.
Schnell Eier fürs Frühstück in den Wagen. Nur schnell geht gar nichts. Der Bereich mit den Eierschachteln sieht aus wie ein Schlachtfeld, das war sicher der kleine Kobold von vorhin.
Also die Schatzsuche beginnt, wir suchen nach einer Schachtel mit heilen Eiern. Mein Mann wird fündig. Nur eine Schachtel reicht nicht, es ist Wochenende und die Jungs haben Zeit genüßlich und ausgiebig zu frühstücken. Also erneut in den Berg von kaputten Eiern. Diesmal bin ich es, die nach zehn geöffneten Schachteln endlich eine brauchbare gefunden hat.
Und weiter geht's. Pudding - gibt es keinen mehr (ich hab noch Puddingpulver im Schrank). Sauerrahm - das Regal sieht aus wie bei den Eiern, ob der Kobold noch einen Kollegen hier hat?
"Haben wir noch Käse?" Weiß ich nicht genau, ist aber egal, der Supermarkt hat heute auch keinen mehr (ich bin sicher, zu Hause haben wir mehr als genug Käse und einen Troll oder ein terroristisches Eichhörnchen im Kühlschrank, das immer alles versteckt).
Vorbei an der Wursttheke, hier haben wir alles gefunden. (Ich mach mir Gedanken, ist die Wurst noch in Ordnung, weil das Regal voll ist? ) Die nächste Enttäuschung, leere Regale, läßt nicht lange auf sich warten. Fleischtheke ist leer gefegt, wahrscheinlich gibt es nächste Woche nichts mehr zum Essen. Naja, unser Tiefkühlschrank ist ja gottlob nicht leer.
So, jetzt nur - Betonung liegt auf nur - noch Getränke, dann hätten wir es geschafft. Ein Blick auf die Uhr. Was?!! Wir sind schon über eine Stunde hier drinnen? Aber es ist ja gleich zu Ende mit dem Drama Wochenendeinkauf.
Ab in Richtung Getränke. Natürlich nur mehr eine Kiste da! Die steht ganz hinten im Regal (das so 'hoch' ist, dass ich kaum mehr darunter komme und erst recht nicht mein Mann). Und damit es noch richtig lustig wird hat irgendjemand, wahrscheinlich wieder der kleine Kobold von vorhin, einen 5 Kilobeutel Mehl darauf gelegt! Irgendwie haben wir es mit vereinten Kräften geschafft und die Kiste im Einkaufswagen plaziert.
Jetzt ab zur Kasse, bezahlen und dann endlich Wochenende. Gedacht, getan. Wir biegen um die Ecke und schon geht wieder nichts mehr. "Entschuldigung, könnten Sie uns bitte durchlassen?" "Wollen Sie zu den Kassen?", kam als Antwort. Mein Mann nickt. "Tja, dann müssen Sie sich hinten anstellen. Ich warte auch schon." Das gibt es doch nicht, oder? Meterlange Schlangen. Von zehn Kassen sind eben mal vier besetzt und das am Freitag Nachmittag!
Mein Mann wird langsam wütend, das dauert bei ihm normalerweise ziemlich lang bis ihm der Kragen platzt. "Ich komme gleich" und schon ist er verschwunden. 5 Minuten später ist er wieder zurück und schaut richtig griesgrämig drein. "Wo warst Du?" "Bei der Information und habe die Dame dort auf die Situation hier aufmerksam gemacht und sie gebeten, mehr Kassen auf zu machen, aber die haben kein Personal."
Es geschieht dann schließlich doch noch ein Wunder. Anscheinend war mein Mann nicht der einzige, der sich beschwert hat, genau die leere Kasse vor uns wird aufgesperrt. Schnell war der Inhalt unseres Einkaufswagens am Förderband platziert. Da kam die Frage von der Dame an der Kasse: "Waren Sie mit Ihrem Einkauf zufrieden? Haben Sie alles gefunden?" Was soll man darauf antworten? Sie macht ja nur ihren Job.

Link zur Pressemitteilung:
http://www.newsmax.de/freitagnachmittaghorror-pressemitteilung53349.html